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Indigener Tourismus als Türöffner für Begegnung – die besten Erlebnisse in Kanada
Auch ehemalige Residential Schools bieten authentische Einblicke in die Geschichte der First Nations
Kanadas indigener Tourismus spielt eine zunehmend wichtige Rolle bei der Vermittlung indigener Kultur und Geschichte. Er ermöglicht nicht nur authentische Einblicke, sondern auch die Auseinandersetzung mit der Wahrheit über die Vergangenheit der First Nations des Ahornland. Indigene Erlebnisse sind ein Türöffner in unzähligen Bereichen: Sie fördern echte Begegnungen mit der Kultur und Geschichte, schaffen eine Basis für die Verständigung der Kulturen und unterstützen die Angebote und damit auch das wirtschaftliche Wachstum indigener Gemeinden.
Auch ehemalige Residential Schools von Küste zu Küste sind zu touristischen Zielen und damit zu Orten der Begegnung und Versöhnung geworden. In rund 130 Internatsschulen wurden zwischen Ende des 19. Jahrhunderts bis ins Jahr 1996 mehr als 150.000 Kinder der First Nations, Métis und Inuit assimiliert, ihre Sprache und Kultur ausgelöscht. Missbrauch und Zwangsarbeit waren an der Tagesordnung. Phyllis Webstead, eine Überlebende, sagt heute: „Das Gefühl der Wertlosigkeit und Bedeutungslosigkeit, das mir vom ersten Tag in der Mission an eingeimpft wurde, hat mein Leben viele Jahre lang beeinflusst.“ Der Fund Hunderter Kinderleichen im Mai 2021 auf dem Gelände der Internatsschule von Kamloops (British Columbia) rückte das Leid der indigenen Bevölkerung Kanadas weltweit in den Fokus. Heute sind einige dieser Schulen unübersehbare Zeugen der Geschichte und helfen den First Nations Stämmen dabei helfen, ihre kulturelle Identität wiederzuentdecken und zu bewahren. Hier kommen einige Beispiele für Schulen, die von ihren Opfern in berührende Begegnungsstätten verwandelt wurden.
St. Eugene Golf Resort in Cranbrook, British Columbia
In den Kootenay Rocky Mountains, wo moderne Lodges mit ihrer alpinen Kulisse fotogen verschmelzen, wirkt das St. Eugene Resort zunächst wie ein eigentümlicher Fremdkörper. Ganz aus grauem Stein und gekrönt von einem roten Dach mit Glockenturm und Kruzifix, erinnert es mehr an eine Festung als an eine einladende Unterkunft. Von 1912 bis 1970 war das Resort als St. Eugene Mission eine Internatsschule für rund 5.000 Kinder der Ktunaxa Nation und anderer First Nations. Die Entscheidung, den Ort des Grauens in ein Resort zu verwandeln, fiel dem Stamm nicht leicht. Viele hätten das Schandmal am liebsten niedergebrannt, am Ende ebnete der Ratschlag der Ältesten Mary Paul den Weg in Richtung Versöhnung mit dem Ort: „Weil die Kootenay Nation in dieser Internatsschule ihrer kulturellen Identität entledigt wurden, ist es nur richtig, dass sie ihnen hier zurückgegeben wird.“ Heute ist die Mission ein 125-Zimmer-Luxushotel, zu dem außer Golfplatz und Kasino auch ein Spa, eine Sauna, ein Schwimmbad und ein Campingplatz gehören. Das Ktunaxa Interpretive Center organisiert 90-minütige Führungen mit Überlebenden, die über ihre Kultur sprechen und von ihren Erfahrungen berichten. Ihre Arbeit im Resort, sagen sie, sei Teil ihrer Heilung und Versöhnung mit dem, was dort passiert ist. Besondere Begegnungen ermöglichen sie durch Storytelling am Lagerfeuer und Workshops für traditionelles Kunsthandwerk. https://www.steugene.ca/
National Indigenous Residential School Museum of Canada, Manitoba
Am Stadtrand von Portage la Prairie, eine Autostunde westlich von Winnipeg, beherbergt die ehemalige Portage Indian Residential School das National Indigenous Residential School Museum of Canada. Heute gehört das Gebäude des alten Internats der Long Plain First Nation. Die 1915 eröffnete Schule besuchten Kinder der Long Plain First Nation und weiterer First Nations aus dem Norden Manitobas. Verwaltet wurde sie bis 1969 von verschiedenen kirchlichen Organisationen, bis zu ihrer Schließung 1975 vom Department of Indian Affairs. 2005 ernannte die Provinz Manitoba das Gebäude zur Gedenkstätte. 2018 begann das Museum mit zunächst zwei kleinen Räumen, 2020 wurde es auch zur nationalen Gedenkstätte erklärt. Mit der Verwandlung der Internatsschule in ein Museum wollte die Long Plain First Nation dieses dunkle Kapitel der kanadischen Geschichte für die Nachwelt bewahren. Der Ort soll zudem eine Stätte der Heilung sein. Besucher finden dort heute herausragende Ausstellungen zur uralten Kultur der Long Plain First Nation und zu den Auswirkungen des Internatssystems.
www.nirsmuseum.caSt. Mary’s Residential School in Mission, British Columbia
Einst reichte das Land der Stó:l? Nation von Yale im Fraser Canyon bis zur Mündung des Fraser River. Der Stamm bietet ein vielseitiges Tourismusprogramm mit zahlreichen kulturellen Touren und Erlebnissen. Außer traditionellen Aktivitäten wie Schnitzen, Weben und Storytelling im herrlichen Coqualeetza Educational Longhouse bieten die Stó:l? Guides Besuchern Führungen durch die St. Mary’s Residential School im nahen Mission an. Die Führungen beginnen in der Kapelle mit einer Einführung in die Geschichte der 1984 geschlossenen Schule, bevor es in das Schulgebäude mit seiner Kantine und den Schlafsälen für Jungen und Mädchen geht. Die Führungen sind eine gute Gelegenheit, eine der wenigen noch intakten Internatsschulen zu besichtigen und sich von Zeitzeugen in die Geschichte führen zu lassen.
https://www.stolonation.bc.ca/Woodland Cultural Centre in Brantford, Ontario
Die Mohawk Institute Indian Residential School in Brantford war von 1828 bis 1970 in Betrieb. Hier wurden ihren Eltern entrissene Kinder der Six Nations (Onondaga, Mohawk, Cayuga, Oneida, Seneca und Tuscarora) und anderer First Nations in Ontario und Québec unterrichtet. Nach der Schließung wurde das Gebäude 1972 unter der Führung der Association of Iroquois and Allied Indians (AIAI) als Woodland Cultural Centre wiedereröffnet. Die gemeinnützige Organisation arbeitet seitdem für die Erhaltung und Förderung der indigenen Kultur und führt ein Museum, das mit über 50.000 Artefakten zu den größten von Indigenen geführten Museen in Kanada zählt. Besucher können die ehemalige Internatsschule sowohl online als auch vor Ort besichtigen. Seit 2014 sammelte das Woodland Cultural Centre mit der Kampagne „Save the Evidence“ finanzielle Mittel, um das Gebäude zu restaurieren und ein Informationsgebäude zu errichten.
https://woodlandculturalcentre.ca/Informationen für die Redaktion:
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National Day for Truth and Reconciliation am 30. September, vormals Orange Shirt Day:
Orange Shirt Day wurde der Tag des Gedenkens genannt, bevor er zum National Day for Truth and Reconciliation wurde. Der Name nahm Bezug auf das orangefarbene Hemd, dass Phyllis Webstad, einer Überlebenden, am Tag ihrer Einschulung in die Residential School genommen wurde.
https://beyond.ubc.ca/orange-shirt-day/Passendes Bildmaterial zu unserer Story Idea findet sich hier.
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